Er mag keine Schokolade (mehr)…

Blick aus einem Holzhaus in heimeliger Winterlandschaft in den Bergen

Blick aus einem Holzhaus in heimeliger Winterlandschaft in den Bergen
Zuhause wollen sich Menschen heimelig und sicher fühlen. – Copyright: Annegret Handel-Kempf

Politikwissenschaftler Korte wirbt für eine Kommunikation, die Änderungen positiv verkauft

Von Annegret Handel-Kempf

Schmecken wir Schokolade, denken wir an Schlemmerei. Anders Karl-Rudolf Korte. Der Direktor der NRW School of Governance verbindet Schokoladengenuss zusätzlich mit „Schlimmerismus“. So gut vermehrter Schokoladenkonsum für die Produzenten sei, so unschön findet der Politikwissenschaftler den aktuellen Grund dahinter: „Sorgen treiben uns um.“

Schlimmer noch: Negativismus und eine Verächtlichmachung des Staates. Diese Phänomene plus vermehrten Schokoladenkonsum beobachtet der Regierungs-, Parteien- und Wahlforscher mit Sorge. Ebenso die dahinterstehende Verunsicherung vieler Menschen. Korte konstatiert Provokateure von Angst und fokussiert die Frage: „Wie kann man Angst nehmen, Angst befrieden?“

Das Superwahljahr 2024, mit Europa- und Landtagswahlen sowie einer neuerlichen Teil-Bundestagswahl, steht an. Im Rahmen einer Analyse des Bundesverbands Erneuerbare Energien (BEE) dazu, bedauerte es der Professor der Universität Duisburg-Essen, dass die Menschen gute Nachrichten nicht wirklich wahrnähmen. Etwa die Zunahme der Erneuerbaren Energien im Energiemix. Zudem würden notwendige Änderungen nicht positiv kommuniziert. Nicht so, dass das Handeln Vertrauen schafft und Ängsten entgegensteuert.

Zuhause ist zuhause

Stichwort: Gebäudeenergiegesetz. Nichts sei wichtiger, als sich zuhause zu fühlen. Dieses Zuhause-Gefühl sei mit der Ansage radikal verletzt worden, dass wir unsere Heizung verändern müssten. „Erst der Verbrenner, dann der Brenner. Näher kann man uns nicht auf die Pelle rücken“, betonte Korte.

Der Politikwissenschaftler hätte empfohlen, die Veränderung damit nahezubringen, dass gerade durch eine Änderung des heimischen Heizsystems weiter Sicherheit bestehe. Im heimeligen Zuhause. „Das war so nicht.“ So, wie die Kommunikation real verlief.

Energiesicherheit steht Korte zufolge nach Migration an Platz zwei für Wähler. Ein Sicherheitsthema, bei dem es um Vertrauen geht. „Ein Vehikel, um den Sicherheitsbedarf zu befriedigen.“

Die politische Mitte mache 85 Prozent der Wählerinnen und Wähler aus. „Es liegt an uns, ob wir die Demokratie und die Freiheit stärken.“

Denkzettel statt Wahlauftrag

Während bei „Hauptwahlen“ – also Bundes- und Landtagswahlen – eher gemäßigt gewählt würde, sei heuer bei der Europawahl, wie bei Kommunalwahlen, mit Denkzetteln als Provokation zu rechnen.

Neue Parteien entwickelten sich. Sie seien in der Demokratie ein Abbild der Gesellschaft, der Singularitäten. „Man sucht sich etwas Neues heraus, was von etablierten Parteien nicht angeboten wird.“

Parteien seien in Europa in der Regel über gesellschaftliche Konfliktlinien entstanden. Weniger über Personen.

Der Regierungs-, Wahl- und Parteienforscher plädiert dafür, Problemlösung stärker ins Zentrum zu stellen: Die Leistungsfähigkeit der Demokratie, die Funktionsfähigkeit des Staates. „Viele sehen die Reparaturfähigkeit des Staates“, betont Korte. „Wir gehen davon aus, dass die, die wir gewählt haben, mit allem fertig werden, was kommt.“ – Problemlösung sei ein wichtiges Kriterium für Politik und für das Vertrauen in die Demokratie.

„Das Gestaltungsmomentum macht unsere Freiheit aus. Nichts geschieht einfach in unserer Demokratie“, sagt der Politik-Dozent. „In einer Demokratie passiert nicht einfach etwas, sondern wir gestalten es selbst.“

Achtsame Gespräche

Vor dem Hintergrund der Klarheit müsse man anders sprechen. Respektvoll in den Diskurs einsteigen. So der Politikbeobachter bei der BEE-Analyse vor dem Energiedialog am 18. Januar in Berlin mit BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter sowie Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Dr. Robert Habeck, plus Landesenergieministerinnen, 80 Gästen vor Ort und 6000 Teilnehmern online.

„Erhellen“ sei die Antwort darauf, wie man sich am besten bemüht, wieder miteinander zu sprechen. „Wie kann man Themen benennen, die Bürger betreffen, ohne Menschen zu stigmatisieren?“, gibt der Politikwissenschaftler als Leitfaden vor. Und betont, wie wichtig es sei, den Gesprächsfluss zwischen Politik und Bürgerinnen wiederherzustellen. Die Art, wie auf Social-Media-Plattformen teilweise kommuniziert werde, störe den Diskurs.

Der Politikwissenschaftler baut darauf, dass die Mitte sich selbst stärkt in der Demokratie. Durch deren Leistungsfähigkeit und mit positivem Gesprächsfluss: So könnten die Menschen zuversichtlich ins Superwahljahr gehen und müssten nicht noch mehr Schokolade essen.

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